Erfahrungsbericht  
 
Leben an der Detmolder Straße
       
Bis zu 40000 Kraftfahrzeuge bewegen sich tagtäglich über die Detmolder Straße, einer Straße, die mitten durch ein Wohngebiet führt. Dies bedeutet eine ständige Belastung durch Lärm, Abgase und Unfallrisiken. In vielen Gesprächen mit älteren Menschen, Familien mit Kindern haben wir erfahren, was es bedeutet, an und mit dieser Straße zu leben. Aber auch über eigene Erfahrungen soll hier berichtet werden.
Für die Detmolder Straße ist bezeichnend, daß sie verschiedene Lebensbereiche voneinander trennt. Am Lipper Hellweg liegt die Osningschule. Um diese Schule zu erreichen, müssen viele Kinder die Detmolder Straße überqueren. Das Überqueren an den Fußgängerampeln bedeutet für die sie ein enormes Risiko. Da die Autos vielfach zu schnell fahren, überfahren sie die Ampeln entweder bei Rot oder kommen vor ihnen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Um dieser Gefährdung zu entgehen, bringen viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Dies trägt wiederum zu mehr Autoverkehr bei und führt vor der Schule zur erneuten Gefährdung der Kinder. Viele Eltern verbieten ihren Kindern das Überqueren der Detmolder Straße ohne Begleitung von Erwachsenen. So wird das Mobilitätsbedürfnis der Kinder massiv eingeschränkt. Aber nicht nur Kinder sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Dies gilt auch im hohen Maße für ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Von zahlreichen älteren Nachbarn konnten wir erfahren, daß sie Angst haben, die Detmolder Straße zu überqueren. Um z.B. eine Arztpraxis zu erreichen, müssen sie aber über diese Straße. Ein weiterere Gefährdung besteht beim Ein- und Austeigen der Stadtbahn. Trotz roter Ampel versuchen viele Autofahrer noch eben schnell an der Stadtbahn vorbeizukommen. Dem Fußgänger bleibt dann nur noch ein schneller Satz zurück. Radfahrer sind die weiteren Leidtragenden des Autoverkehrs. Ohne eigene Fahrspur müssen sie sich an parkenden PKW's vorbeischlängeln und werden dann von zu schnell fahrenden Fahrzeugen bedrängt. Um an ihr Ziel zugelangen müssen sie Umwege über weniger gefährliche Nebenstraßen in Kauf nehmen. 
Auch der alltägliche Einkauf wird durch die hohe Verkehrsbelastung zum Gesundheitsrisiko. Benutzt man die Fußgängerampel, läuft man Gefahr, angefahren zu werden. Die Querungshilfen sind zwar sicherer für Erwachsene, die die Geschwindigkeit besser abschätzen können, führen aber dazu, daß man inmitten der Abgasfahne vorbeifahrender LKW's und PKW's steht. Für Kleinkinder in Kinderwagen ist dies besonders schädlich, da die Kinderwagen in Höhe des Auspuffs liegen.Die Abgasbelastung in einem kindlichen Körper ist mit Sicherheit höher, als bei einem Erwachsenen. Bei eine so hohen Verkehrsaufkommen wird schnell einsichtig, welche´Mengen an krebserzeugenden Benzol und atemwegsschädigenden Stickoxiden jeden Tag freigesetzt werden. Und diese Schadstoffe machen auch nicht an der Straßengrenze halt. Auch hier sind es wieder die Kinder, die am stärksten betroffen sind. Als unser damals 12-jährige Sohn bei schönem Wetter an einem Sportfest der Fröbelschule auf dem Sportplatz Königsbrügge teilnahm, kam er hinterher mit Hautausschlägen und Juckreiz nach Hause. Der behandelnde Kinderarzt stellte eine „Sonnenallergie“ fest, verursacht durch zu hohe Luftverschmutzung und hohe Ozonwerte. Dann fuhr das Kind jeden Tag von Sieker mit dem Bus zu Gesamtschule nach Stieghorst. Ein kurzer Sprint zur Haltestelle reicht für den ansonst sportlichen Jungen aus, ihn aus der Puste zu bringen. Bei ungünstigen Wetterlagen liegen die Abgase wie eine Dunstglocke ueber der Detmolder Straße und den angrenzenden Wohnvierteln. Man merkt dies deutlich, wenn man einen Spaziergang in den Teutoburger Wald macht. Nach wenigen Metern Höhenunterschied taucht man in sauberere Luft ein. 
Die Detmolder Straße gehört mit zu den lautesten Straßen Bielefelds. Dies bekommen besonders die Anwohner zu spüren, die direkt an der Straße wohnen. Die Fenster kann man nur zum Lüften kurz öffnen. Sonst wäre es in der Wohnung nicht auszuhalten. Auch an der Straße ist eine normale Unterhaltung nicht möglich, es sei denn man schreit sich an. Durch den schlechten Zustand der Straßendecke bewirken vorbeifahrende LKW's eine so starke Erschütterung, daß das Geschirr in den Schränken klirrt. Man hat den Eindruck, ein Erbeben stünde bevor. Es ist verständlich, daß die Erschütterungen an den Gebäuden nicht spurlos vorübergehen. Viele Häuser zeigen schon Risse. 

Dies war nur ein kleiner Auszug aus Gesprächen mit Anwohnern. Es wäre sinnvoll und ratsam, wenn Autofahrer die Detmolder Straße einmal mit den Augen der Anwohner, Fußgänger und Radfahrer sehen würden.